Beitrag von Monika Nimmerrichter im Der Standard vom 13.07.2024
Kommentar Der Anderen
Seite 39
Viele Argumente gegen das Gesetz sind reine Parteipropaganda. Auch „die“ Landwirte gibt es nicht.
Als Nebenerwerbslandwirtin verfolge ich die Diskussion über dieses Gesetz sehr genau – und beobachte, in wie vielen landwirtschaftlichen Publikationen gegen dieses Gesetz Stimmung gemacht wurde. Nicht aus Sorge um uns Landwirtinnen, sondern aus parteitaktischen Überlegungen. Da wurde die Bedrohung der Ernährungssicherheit in den Raum gestellt, mit Preissteigerungen für landwirtschaftliche Produkte argumentiert und den Landwirt:innen eine weitere Zunahme der bürokratischen Tätigkeiten und sogar Enteignungen prognostiziert. Leider ist nach wie vor der Großteil der Landwirt:innen nicht in der Lage oder nicht willens, diese Argumente als das zu entlarven, was sie sind: reine Parteipropaganda. Immer noch glauben viele das, was man ihnen seitens ihrer Interessenvertretungen „vorbetet“. Diese Interessenvertretungen vertreten aber schon lange nicht mehr die Interessen der kleinstrukturierten österreichischen landwirtschaftlichen Betriebe, sondern die Interessen der Agrarindustrie.
In ihren Sonntagsreden sind die Vertreter:innen des Bauernbunds und des Wirtschaftsbunds alle uneingeschränkt für Naturschutz, unter der Woche werden täglich mehr als zehn Hektar der besten landwirtschaftlichen Böden in Bauland, Industriegebiet oder Verkehrsflächen umgewidmet und zubetoniert. Und dann argumentieren genau diese Entscheidungsträger:innen beim Renaturierungsgesetz damit, dass durch dieses Gesetz die Ernährungssicherheit gefährdet wird!
Als Nebenerwerbslandwirtin verfolge ich die Diskussion über dieses Gesetz sehr genau – und beobachte, in wie vielen landwirtschaftlichen Publikationen gegen dieses Gesetz Stimmung gemacht wurde. Nicht aus Sorge um uns Landwirtinnen, sondern aus parteitaktischen Überlegungen. Da wurde die Bedrohung der Ernährungssicherheit in den Raum gestellt, mit Preissteigerungen für landwirtschaftliche Produkte argumentiert und den Landwirt:innen eine weitere Zunahme der bürokratischen Tätigkeiten und sogar Enteignungen prognostiziert. Leider ist nach wie vor der Großteil der Landwirt:innen nicht in der Lage oder nicht willens, diese Argumente als das zu entlarven, was sie sind: reine Parteipropaganda. Immer noch glauben viele das, was man ihnen seitens ihrer Interessenvertretungen „vorbetet“. Diese Interessenvertretungen vertreten aber schon lange nicht mehr die Interessen der kleinstrukturierten österreichischen landwirtschaftlichen Betriebe, sondern die Interessen der Agrarindustrie.
In ihren Sonntagsreden sind die Vertreter:innen des Bauernbunds und des Wirtschaftsbunds alle uneingeschränkt für Naturschutz, unter der Woche werden täglich mehr als zehn Hektar der besten landwirtschaftlichen Böden in Bauland, Industriegebiet oder Verkehrsflächen umgewidmet und zubetoniert. Und dann argumentieren genau diese Entscheidungsträger:innen beim Renaturierungsgesetz damit, dass durch dieses Gesetz die Ernährungssicherheit gefährdet wird!
Viele Biobetriebe sehen in diesem Renaturierungsgesetz eine Bestätigung dafür, dass sie auf dem richtigen Weg sind, um auch in Zukunft noch einen natürlichen Lebensraum zur Verfügung zu haben, wo sie Lebensmittel erzeugen können, die den Begriff tatsächlich verdienen. Und daher ist es eindeutig falsch, wenn der Landwirtschaftsminister behauptet, „die“ Landwirte seien gegen das Renaturierungsgesetz. Immerhin werden in Österreich 25 Prozent der Flächen naturnah nach biologischen Standards bewirtschaftet. Und diese Biolandwirt:innen wissen genau, warum sie das tun. Sie wissen, dass es unsinnig ist, immer mehr Ertrag aus den landwirtschaftlichen Flächen herauswirtschaften zu müssen. Sie wissen, wie wichtig es ist, die Bodenversiegelung wirklich zu stoppen und den Bächen und Flüssen wieder mehr Raum zu geben.
Als Biobäuerin zähle und dokumentiere ich seit vielen Jahren das Vorkommen bestimmter Pflanzen und Tiere auf unseren landwirtschaftlichen Flächen – und weiß daher, welche Auswirkungen welche Maßnahme auf die Biodiversität hat.
Beim Renaturierungsgesetz geht es um viel mehr als um unsere eigenen Befindlichkeiten. Es ist dringend notwendig, um die Auswirkungen des Klimawandels zumindest ein wenig einzudämmen. Umweltministerin Leonore Gewessler hat die wohl wichtigste Entscheidung ihrer Amtszeit getroffen. Nicht nur für Österreich, sondern für die gesamte EU.
Monika Nimmerrichter ist pensionierte Nebenerwerbsbäuerin in Niederösterreich. Im Text wurde eine von der Autorin bevorzugte gegenderte Schreibweise
Views: 80