Leopold Kohr – E. F. Schumacher-Gesellschaft für politische Ökologie e.V.

https://schumacher-gesellschaft.de/leopold-kohr/

Leopold Kohr greift eine der zentralen Ideen von Aristoteles auf, dass die Organisation menschlicher Gesellschaften maßvoll und überschaubar sein muss um nachhaltig erfolgreich sein zu können, und jede Überschreitung des menschlichen Maßes mehr Probleme gebiert als lösen zu können.

Kohr entwickelt aber sein Konzept weiter: Große politische Vereinigungsprozesse stellen sich als das Ergebnis emotionaler Entgleisungen, infantiler Regressionen dar, die die frühkindliche Vereinigung mit der lebens-spendenden Mutter herbeiphantasieren und als vernünftige Maxime für soziale Großgruppenordnungen (Staaten, Super-Staaten) ausgeben. Deshalb, so Kohr, gelingt es nicht mit Vertretern dieser Vereinigungsideologien (unification ideologies) in einen vernünftigen Dialog zu treten. Sie sind unfähig Alternativen anzuerkennen und erachten das „menschliche Maß“ und die „überschaubare Größe“ als kleinkariert und provinziell. Sie schaffen, so Kohr, die Abkehr von ihrem Infantilismus gefühlsmäßig nicht.

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Medikamente belasten Flüsse weltweit

https://science.orf.at/stories/3211458/

Analysen

Medikamente belasten Flüsse weltweit

Wenn Medikamente produziert, verwendet und entsorgt werden, landen Inhaltsstoffe in der Natur. Wie sehr Flüsse weltweit belastet sind, zeigt nun eine Studie aus über 100 Ländern. Besonders hoch ist die Verunreinigung in ärmeren Weltregionen. Die Belastung der Donau in Wien ist für europäische Verhältnisse relativ hoch.

Neben Rückständen von gängigen Schmerzmitteln, Diabetesmedikamenten und Antibiotika wie Paracetamol, Metformin und Trimethoprim landen auch Antidepressiva, Brutdruckmittel und Antiepileptika besonders häufig in den Gewässern der Welt. Das kann etwa durch unsaubere Produktionsbedingen passieren.

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Webinar “Klimawandelanpassung in der Almwirtschaft” – 18.02.2022

    

 Im Rahmen dieses Webinars als Teil der Bildungsoffensive multifunktionale Almwirtschaft des LFI Österreich werden Aspekte der Klimawandelanpassung näher beleuchtet.                    

Der Klimawandel hat zunehmend einen starken Einfluss auf die Almwirtschaft. Ein früherer Beginn der Vegetation und ein allgemein stärkeres Pflanzenwachstum erfordern eine Anpassung im Weidemanagement. Auch die Artenzusammensetzung wird durch das Klima beeinflusst. Darüber hinaus entstehen durch zunehmende Trockenheitsphasen häufig Probleme hinsichtlich der Aufrechterhaltung einer ausreichenden Wasserversorgung für die Menschen, das Weidevieh und die Vegetation auf den Almen.

Moderation:

DI Markus Fischer, LFI Österreich

Termin: 

18. Februar 2022

Zielgruppe:

Almbewirtschafterinnen und Almbewirtschafter, interessierte

  Programm        

08:45 Uhr:          Einstieg in Zoom und Technik-Check

09:00 Uhr:          Anmoderation und Begrüßung

09:15 Uhr:          Vortragsblock I Almen im Klimawandel – Forschungsergebnisse aus einer 20-jährigen Vergleichsstudie,            Dr. Thomas Guggenberger, HBLFA Raumberg-GumpensteinDas magische Dreieck der Almbewirtschaftung als Anpassung an die klimatischen Veränderungen           DI Siegfried Steinberger, LFL Grub

       Diskussion und Fragen

ca 10:40 Uhr:     Pause 

10:50 Uhr:          Vortragsblock IIMögliche Auswirkungen des Klimawandels auf Standort und Biodiversität           Dr. Andreas Bohner, HBLFA Raumberg-GumpensteinWasserversorgung und Wassermanagement auf den Almen, Projekte in der Schweiz           Daniel Mettler, AGRIDEA

      Diskussion und Fragen

12:30 Ende

    Anmeldung bis 16.02.2022                     

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Schaukäserei – Kaslab’n Nockberge

https://www.kaslabn.at/phone/index.html

Ein innovatives Projekt.

Ich lernte Michael Kerschbaumer auf der Alpe Rona in Bludenz kennen, beobachtete, photografierte und filmte seine Arbeit als junger, begeisterter Senner auf der Kuhalm.

Ich war mit der Erstellung eines anspruchsvollen Gutachtens für die Gemeinde und Wildbach- und Lawinenverbauung mehrere Tage auf der Alm. So hatte ich auch Gelegenheit, am Abend mit Michael ein ausführliches Gespräch zu führen.

Michael setzte seinen interessanten Lebensweg fort als Bergbauer, Gemüse- und Ziegenmilchvermarkter. Er gründete und baute gemeinsam mit anderen innovativen Bauern in Radenthein die Bio- und Schaukäserei “Kaslabn”.

Michael setzt sich u.a. auch als Vorstandsmitglied der ÖBV-ViaCampesina ein.

https://www.viacampesina.at/

Ich wünsche ihm weiterhin alles Gute!

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“Land schafft Leben” und seine Förderer

falter.at

Das Landwirtschaftsministerium fördert den Verein “Land schafft Leben” mit gut 458.000 Euro. Auch inhaltlich sind Verein und Ministerium oft einer Meinung.

Gerlinde Pölsler
11.02.2022
 

Wer bekommt wie viele öffentliche Gelder und von wem? Diese Frage hat Österreich erst kürzlich beschäftigt: Anlass waren die Förderungen der Arbeiterkammer an das Momentum Institut – 1,8 Millionen Euro in zwei Jahren –, die dieses nicht offengelegt hatte.

Nun hat eine parlamentarische Anfragebeantwortung an die FPÖ eine weitere, bisher öffentlich nicht bekannte Förderung zutage gefördert: vom Landwirtschaftsministerium unter Elisabeth Köstinger (ÖVP) an den Verein „Land schafft Leben“. Das Ministerium erklärt darin, es habe Land schafft Leben „2021 eine Förderung, welche durch den Bund und die Bundesländer im Verhältnis 60:40 kofinanziert wird, gewährt. Entsprechend dem Förderansuchen für die Maßnahme ‚Vermarktung und Markterschließung‘ betrug der Anteil des Bundes 458.000 Euro.“ Mit dem Anteil der Länder ergibt das eine Fördersumme von gut 763.000 Euro.

Anmerkung von Legner: Der Wochenzeitschrift Falter sei gedankt, dass dieseFörderpraktiken veröffentlicht werden. Ein wohlklingener Vereinsname soll verheimlichen, dass die Aussagen massiv vom Landwirtschaftsministerium gekauft wurden.

Ein Skandal!  Im Wissen, dass kritischen NGO’s das Fördergeld abgedreht wird (zB ÖBV-ViaCampesina) sollte dies ein parlamentarisches Nachspiel haben.

Ein spannender Bericht, lesen Sie weiter.



Auf der Website weist der Verein zwar seine Förderer aus dem Handel und der Nahrungsmittelbranche aus, ansonsten heißt es nur: „Mit 2021 stehen dem Verein erstmals öffentliche Gelder zur Verfügung.“ Ganz unten auf der Seite findet sich ein kleiner Hinweis “Mit Unterstützung von Bund und Land” und das Ministeriumslogo. Der Betrag findet sich aber nirgends.

Dabei handelt es sich um einen Gutteil des Budgets des Vereins. Für 2020 gibt er sein Gesamtbudget mit „ca. 1,2 Mio“ an. Über das Ministerium kam nun also ein Betrag von mehr als der Hälfte des bisherigen Budgets dazu – den der Verein nicht ausweist. Dabei betont er: „Wir sind ein unabhängiger, unpolitischer Verein. Wir stehen für Klarheit und Transparenz gegenüber den Konsumenten.“

 

Vereinsgründer Hannes Royer sagt dem FALTER auf Anfrage, normalerweise veröffentliche der Verein immer nach Bilanzerstellung im Juni seine Zahlen. Das habe man auch mit dieser Förderung vorgehabt. „Aber von mir aus können wir es auch gleich online stellen.“

2016 haben Royer, Bio-Bergbauer und Rinderzüchter aus Schladming, und die Unternehmerin Maria Fanninger den Verein gegründet. Motto (und Titel des Podcasts): „Wer nichts weiß, muss alles essen.“ Rasch war der redegewandte Royer medial sehr präsent, er versteht es, griffig zu formulieren: „Nur Sex ist intimer als Essen, aber am Teller wollen wir den Mercedes zum Dacia-Preis“. Hunderte Vorträge hat er inzwischen gehalten, der Verein hat Videos etwa zu Getreide oder zur Schweinehaltung und Materialien für Schulen erstellt.

In Medienberichten wird er etwa als „Umweltorganisation“ oder „Konsumenten-Informationsverband“ bezeichnet. Tatsächlich lukrierte der Verein bis zum Vorjahr sein Budget größtenteils über Förderbeiträge von Unternehmen. Aktuell listet die Website 63 Förderer auf, darunter die Handelsketten Rewe, Hofer und Lidl, Molkereien wie die Berglandmilch und Lebensmittelhersteller wie Agrana Zucker und Berger Schinken.

Die Förderbeiträge betragen „umsatzabhängig zwischen € 5.500 und € 110.000 jährlich“. Bei Branchentreffen wie dem „Tag des Handels“ ist Royer inzwischen als Gastredner dabei. 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Land schafft Leben inzwischen. Seit dem Vorjahr gibt es nicht nur in Schladming, sondern auch in Wien ein Büro.

 

Umwelt- oder Tierschutz-NGOs allerdings finden die Aussagen des Vereins oft zu unkritisch. Meist lägen sie näher bei denen des ÖVP-Bauernbunds, Ministerin Köstinger und der Landwirtschaftskammer als bei Umwelt-, Tier- und Konsumentenschutzvereinen. „Notwendige Kritik, etwa von Tierschützer:innen oder Umweltschützer:innen am österreichischen Status Quo, wird meistens als überzogen oder unrealistisch dargestellt”, sagt Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftssprecher bei Greenpeace. “Als Fazit kommt meist raus, dass sich in der heimischen Landwirtschaft nicht viel ändern brauche – ändern sollen sich immer nur die Konsumenten, indem sie mehr Lebensmittel aus Österreich kaufen.“ Der Verein fungiere eher wie eine zweite AMA (Agrarmarkt Austria): „Eine Organisation, die österreichische Produkte pusht und dabei bewusst die großen ökologischen Unterschiede zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft verwischt.“

Am krassesten zeige sich das bei der Tierhaltung. Zu den umstrittenen Vollspaltböden in der konventionellen Schweinehaltung etwa ist unter dem Titel „Effizientes Haltungssystem“ zu lesen: „Die Erträge pro Schwein sind gering, somit sind die Bauern auf hohe Tierzahlen angewiesen. Daher ist es wichtig, dass pro Tier möglichst wenig Arbeitszeit anfällt.“

Auch Helmut Burtscher-Schaden, Pestizidexperte von Global 2000, vermisst „kritisches Auftreten gegenüber der konventionellen heimischen Landwirtschaft“ – das sei allerdings bei diesen Geldgebern nicht verwunderlich.

Einige wollen bemerkt haben, dass tagespolitische Aussendungen zuletzt zugenommen haben – und ganz auf Köstinger- bzw. Bauernbund-Linie seien. Nach der europäischen Einigung auf die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) im Vorjahr etwa zeigte sich die ÖVP mit ihrer Verhandlerin Köstinger hochzufrieden, Umweltorganisationen in ganz Europa kritisierten den Deal. Ihnen richtete Hannes Royer per Aussendung aus: „Hören wir auf, alles schlechtzureden!“

Und als kürzlich die deutsche Heinrich-Böll-Stiftung gemeinsam mit der Umwelt-NGO Global 2000 den „Pestizidatlas“ präsentierte, antwortete nicht nur die Landwirtschaftskammer mit scharfer Kritik, auch Land schafft Leben kritisierte die NGOs für „unwissenschaftliches“ Arbeiten (hier eine Replik von Global 2000) und erklärte, die Institutionen der EU und Österreichs würden „garantieren, dass der Einsatz der Mittel bei ordnungsgemäßer Anwendung keine negativen gesundheitlichen Folgen verursache.“ Dass dies „garantiert“ werden könne, ist eine gewagte Aussage, zumal jeder Wirkstoff für sich allein getestet wird – Forscher weisen hingegen auf die unkalkulierbaren Risken hin, die gerade der Pestizidcocktail bei Mensch und Natur bewirken könnte.

Hannes Royer weist die Kritik entschieden zurück. „Ich bin vom Grundtypus her nicht obrigkeitshörig“, sagt er, „ich bin protestantisch erzogen worden. Ich habe schon mit acht Jahren vor dem Bundespräsidenten Ziehharmonika gespielt und mir nix dabei gedacht.“

Von Anfang an habe er es abgelehnt, dass die Förderer des Vereins auch Mitglieder werden, weil das dessen Unabhängigkeit gefährden würde. „Eine Molkerei hat damals zu mir gesagt: ‘Dann können Sie ja alles über Milch sagen!‘ und ich habe gesagt: ‚Ja, das ist so.’“

Und bevor Land schafft Leben 2017 die Recherchen zum Schwein veröffentlichte, habe es massive Interventionsversuche aus der Branche und der Politik gegeben. Er habe schon oft gesagt, dass der Vollspaltboden „ein Auslaufmodell“ sei und matche sich gerade bei diesem Thema hart mit der AMA als auch Ministerin Köstinger. „Ich bin nämlich Tierwohlfanatiker.“

Und was ist mit den sich häufenden Spitzen gegenüber der Biosparte? „Bio-Bauern spritzen und nutzen Gentechnik“, heißt es in einem aktuellen Beitrag. Die Bio-Landwirtschaft sei „längst nicht so ‚heilig’… Wussten Sie, dass die Bio-Landwirtschaft sogar Gentechnik erlaubt?“

Eine Aussage, die unter „Polemik“ einzuordnen ist. Die „erlaubte Gentechnik“ bezieht sich nämlich auf sogenannte Mutagenese-Züchtungen, wo teils seit den 1960er-Jahren neue Pflanzensorten durch chemische oder Strahlenbehandlung entstanden sind. „Ein Großteil aller Hartweizensorten etwa, der Grundzutat jeder Pasta, ist so entstanden“, heißt es, und solche Sorten kämen im Bio- genauso wie im konventionellen Landbau zum Einsatz. Laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs handelt es sich dabei um GVO (gentechnisch veränderte Organismen), aufgrund einer Ausnahmeregelung müssen sie aber nicht so genannt werden. Hält man sich allerdings an den üblichen Sprachgebrauch, dann verwendet in Österreich weder der Bio- noch der konventionelle Landbau Gentechnik, und beides behauptet auch niemand.

Auch beim Erscheinen des Pestizidatlas verwies Royer auf den „hohen Anteil an Pestiziden, die auch in der Bio-Landwirtschaft zugelassen sind.“ Was im Biobereich an Kupfer verwendet wird, da müsste man auch einmal genauer hinschauen, sagt er.

Helmut Burtscher-Schaden, Mitverfasser des Pestizidatlas, findet solche Vergleiche „irreführend, wenn nicht dazu gesagt wird, dass in der Biolandwirtschaft nur Wirkstoffe zugelassen sind, die auch natürlich vorkommen“. Etwa Pflanzenextrakte, Seifen, Bienenwachs und Kupfersalze (die Liste der für Bio zugelassenen Wirkstoffe können Sie hier einsehen). Die konventionelle Landwirtschaft verwende diese „Bio-Pestizide“ auch, verfüge aber zudem über einen „Chemiekasten mit Hunderten Chemikalien. Diese kommen nicht natürlich vor, finden aber über die Landwirtschaft Eingang in den Boden, das Wasser und in unsere Lebensmittel.“

Entspricht der Verein immer seinem Anspruch zu zeigen, „wie in Österreich Lebensmittel produziert werden, ohne zu werten“? Ja, meint Royer. Dass sowohl NGOs als auch Bauernvertreter den Verein kritisierten, sieht er als Beweis für die Unabhängigkeit des Vereins.

Die 760.000 Euro über das Landwirtschaftsministerium würden auch heuer wieder fließen. Darüber hinaus gebe es keine öffentlichen Förderungen. Die nächsten Themen, die Land schafft Leben bearbeiten will: Soja, Käse und Rindfleisch.

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Dokumentarfilm „Cow“

Artikel im “Der Standard” am 10.02.2022 S.26 unter dem Titel “Biographie der Supermarktmilch”.

Der Mensch und seine „Beziehung“ zum Tier: In dem Dokumentarfilm „Cow“ zeigt Andrea Arnold die Folgen einer auf Effizienz getrimmten Lebensmittelindustrie, welche die Vierbeiner leiden lässt.

Bert Rebhandl

Von den Augen sagt man oft, sie seien das Fenster zur Seele. Bei Kühen würde man mit diesem Satz aber vermutlich zögern. Denn wenn man einer Kuh oder einem Kalb in ein Auge schaut (in beide zugleich geht eigentlich nicht), sieht man ein Rätsel. Man bekommt nämlich nicht wirklich einen Blick zurück. Man weiß nicht so recht, ob man auch gesehen wird, während man auf das Tier schaut. Daraus entsteht eine Distanz, die sich bei anderen Tieren leichter überbrücken lässt. Kühe aber stehen sehr für sich.

Vielleicht hat es auch damit zu tun, was die industrialisierte Landwirtschaft ihnen zumutet. Kühe protestieren dagegen auf eine Weise, die sich leicht übersehen lässt. In dem Dokumentarfilm Cow von Andrea Arnold (neu bei dem Streamingdienst Mubi) ist ein geöffnetes Auge eines der allerersten Bilder. Es gehört zu einem Kalb, das gerade zur Welt gekommen ist. Schon hier entsteht diese leichte Verunsicherung, ob man überhaupt etwas miteinander zu tun hat: der Mensch, der zusieht, und das Tier, das in einer ganz eigenen Welt zu leben scheint. Das Kalb wie auch seine Mutter gehören zu einem englischen Bauernhof, der weitläufig genug ist, um den Tieren durchaus Raum zu geben. Dass aber alles auf maximale Effizienz in der Milchgewinnung ausgerichtet ist, ist unübersehbar.

Die Kuh und ihr Kalb

Andrea Arnold geht es, wie der Titel schon zu erkennen gibt, um eine Kuh und zugleich um das, was die menschliche Wirtschaft aus ihr und ihresgleichen macht. Die Kuh und ihr Kalb machen die Erzählung in Cow auf eine Weise aus, dass man daraus fast so etwas wie eine Biografie machen kann: Nach der Geburt kommt erst einmal die Trennung, das Jungtier wächst mit seinesgleichen auf, trinkt von der Plastikzitze, bekommt ein Nummernschild ins Ohrwaschel gestanzt, bald werden die Hornwurzeln weggebrannt (unter zärtlichem Zureden: „good girl“), dann darf es ins Stroh und bedankt sich dafür mit ein paar erleichterten Hüpfern.

Die Mutter, die eigentliche Hauptfigur, tut derweil ihren täglichen Dienst. Sie hat ihre Nummer, 29, hinten auf dem Schenkel stehen und schleppt sich von der Fütterung zum vollautomatisierten Melkkreisel, wo sie mit Musik von Billie Eilish oder Kali Uchis beschallt wird.

In allen ihren Bewegungen ist sie durch eine anatomische Besonderheit bestimmt, die in Cow niemals direkt ins Zentrum des Bilds gerückt wird, die aber auch so unübersehbar ist: Der Euter ist so schockierend überdimensioniert, dass man sich unwillkürlich fragt, ob das noch erlaubt ist. Es sieht auf jeden Fall stark nach Tierquälerei aus, und nach brutaler Hervorzüchtung des primären Nutzmerkmals.

Alle Fragen nach einer tiergerechten Landwirtschaft und nach dem Konsumentenwissen um die Herkunft der Supermarktmilch lässt Andrea Arnold aber außen vor. In ihrem Film wird kaum etwas gesprochen, im Mittelpunkt steht konsequent die Kuh – und die schweigt.

Das andere Leben

Das ist dann auch das hervorragende Merkmal des Films Cow im Vergleich zu Victor Kossakovskys Gunda, in dem erst neulich eine Muttersau, ein Huhn und auch ein paar Kühe in einem vergleichbaren Dokumentarfilm auftraten. In Gunda aber lief alles auf Ähnlichkeit hinaus, und auf eine Rhetorik der impliziten Beredsamkeit: Die Tiere zeigten Eigenschaften wie Eitelkeit oder Originalität, und vor allem hatten sie offensichtlich Gefühle.

In Cow gibt es auch Momente, in denen sich ein anderes Leben der Tiere zumindest abzeichnet, vor allem in der kostbaren Zeit auf der Wiese. Doch der allergrößte Teil des Lebens der Kuh ist ein Regime, das der Mensch für sie gemacht hat. Ein Regime, das man sich nur ausdenken kann, wenn man dem „guten Mädchen“ keine Seele zuerkennt. Der gebrochene Blick zwischen Kuh und Mensch ist das Prinzip von Cow . Er ist auch eine Herausforderung an eine Ethik, die sich nicht nur von einer Ästhetik der Nähe bewegen lässt. Sondern auch das Fremde schützenswert findet. Im Kino

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Greenpeace: Österreich verbrennt Lebensmittel im Wert von 1,4 Milliarden Euro

1,4 Milliarden Euro sind die Lebensmittel wert, die pro Jahr auf den österreichischen Müllverbrennungsanlagen landen, 1,5 Millionen Tonnen CO2 werden für deren Herstellung ebenso jedes Jahr sinnlos verursacht.

Quelle: ZackZack- Online

Wien, 08. Februar 2022 | Das ergab eine aktuelle Recherche der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die am Dienstag publiziert wurde. Die so emittierten Treibhausgase erreichen rund die Hälfte jener Menge, die der österreichischen Flugverkehr noch vor der Pandemie ausgestoßen hat.

Sebastian Theissing-Matei, der Landwirtschaftexperte bei Greenpeace in Österreich, spricht in diesem Zusammenhang von einem “alltäglichen Wahnsinn der Lebensmittelverschwendung”, der aber auch ein enormes Einsparungspotenzial aufzeige. Denn ohnehin müsse Österreich aufgrund der mitgetragenen diesbezüglichen EU-Ziele die Lebensmittelverschwendung bis 2030 halbieren. Greenpeace tritt daher für sanktionierbare und ambitionierte Maßnahmen im von der Regierung angekündigten Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung ein. Dazu gehört eine Transparenz-Offensive über das gesamte Ausmaß der vermeidbaren Lebensmittelabfälle und eine rechtlich-verbindliche maximale Wegwerfquote für Verarbeiter und Händler.

NGO sieht Politik in der Pflicht

Ethisch besonders bedenklich ist aus Sicht der NGO die Lebensmittelverschwendung bei Fleisch. Hier müssen Tiere vollkommen unnötig ihr Leben lassen. Obwohl das Problem der Lebensmittelverschwendung seit langem bekannt sei, habe die österreichische Politik viel zu wenig gegen dieses unternommen. Selbst eine einheitliche und durchgängige Datenbasis über die Lebensmittelverschwendung in Österreich würde fehlen.

“Schluss mit den zahnlosen freiwilligen Vereinbarungen der letzten Jahre. Die österreichische Bundesregierung darf sich nicht länger aus der Verantwortung stehlen und muss jetzt rasch einen ambitionierten Aktionsplan mit rechtlich verbindlichen Zielen für alle Branchen vorlegen”, fordert Theissing-Matei anlässlich des im türkis-grünen Regierungsprogramm festgehaltenen und derzeit laufenden Prozesses unter Führung des Klimaschutz-Ministeriums für einen Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung. Das Ministerium gab gegenüber dem “Ö1-Mittagsjournal” an, dass der Aktionsplan samt Maßnahmenpaket im Frühling präsentiert werden soll. Dieser enthalte die per EU-Ziel vorgesehene Reduzierung der Abfälle um 50 Prozent im Handel, im Außerhauskonsum und auch in Haushalten.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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