Agrarökologische Konzepte gründen auf traditionellem und lokalem Wissen und seinen Kulturen und verbinden es mit Erkenntnissen und Methoden moderner Wissenschaft.
Ihre Stärke liegt in der Verbindung von Ökologie, Biologie und Agrarwissenschaften, aber auch von Ernährungskunde, Medizin und Sozialwis-senschaften. Agrarökologie setzt auf die Einbeziehung des Wissens aller Beteiligten.
Entscheidend ist deren praktischer Beitrag zur Lösung komplexer Probleme mit den vor Ort verfügbaren Ressourcen. Dazu gehören neben Sonne, Wasser und Boden die natürliche und kultivierte Arten- und Sortenvielfalt und das Wissen von Menschen und Gemeinden über ihr Zusammenspiel. Der Weltagrarbericht nennt eine Fülle neuer wie alter Beispiele gelungener agrarökologischer Anpassung und beschreibt ihr enormes Potenzial zur direkten Steigerung des Ertrages und Schonung der Ressourcen, aber auch zur Belebung der örtlichen Wirtschaft und Verbesserung von Gesundheit, Wohlstand und Widerstandsfähigkeit. >>
mehr Fakten & Zahlen
Weltweit wurden 2017 rund 69,8 Millionen Hektar Land ökologisch bewirtschaftet. Die Hälfte der Biofläche liegt mit 35,9 Millionen Hektar in Ozeanien, gefolgt von Europa mit 14,6 Mio. Hektar (21%) und Lateinamerika mit 8 Mio. Hektar (11.5%). Australien hat die größte absolute Biofläche (35,6 Mio ha) vor Argentinien (3,4 Mio. ha) und China (3 Mio. ha). Bei der anteiligen Fläche liegt Liechtenstein vorn mit 37,9%, gefolgt von Samoa (37,6%) und Österreich (24%). The World of Organic Agriculture – Statistics and Emerging Trends. FiBL und IFOAM, 2019. 2018 betrug in Deutschland die ökologisch bewirtschaftete Fläche 1.483.020 Hektar, ein Zuwachs von 8% im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Bio-Höfe wuchs auf 31.122 Betriebe an. Damit betreiben in Deutschland 11,7% der Betriebe ökologischen Landbau auf 8,9% der Fläche. Zahlen, Daten, Fakten: Die Bio-Branche 2019. BÖLW, 2019.
Der Ökolandbau bringt vor allem beim Umwelt‐ und Ressourcenschutz klare Vorteile gegenüber der konventionellen Landwirtschaft, zeigt eine umfassende Metaanalyse unter Einbeziehung von 528 Vergleichsstudien mit 2.816 Einzelvergleichen. Sie bewertet die gesellschaftlichen Leistungen des Ökolandbaus für Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl anhand von 33 Indikatoren. Bei 26 Indikatoren punktet der Ökolandbau mit höheren Leistungen, bei sechs sind die Leistungen beider Systeme vergleichbar.
Das Rodale Institute vergleicht seit 30 Jahren die Erträge konventioneller und Biobetriebe.
Das Ergebnis: Die Erträge der Biobauern können problemlos mithalten, nach der Umstellung erzielten sie zudem höhere Gewinne. Gerade in Jahren mit Dürren verzeichnet der biologische Landbau 31% mehr Erträge – und verbraucht dabei 45 % weniger Energie und stößt 40 % weniger Treibhausgase aus.
Eine Ausweitung agrarökologischer Praktiken kann gleichzeitig die landwirtschaftliche Produktivität und die Ernährungsicherheit erhöhen, Einkommen und Lebensbedingungen im ländlichen Raum verbessern und den Trend zum Verlust der Sortenvielfalt und zur genetischer Erosion umkehren. Agroecology and the Right to Food. Olivier De Schutter, 2011.
Eine von der britischen Regierung in Auftrag gegebene Studie nahm 40 Projekte in 20 Ländern unter die Lupe, die seit den 1990er Jahren eine nachhaltige Intensivierung anstrebten, z.B. durch Agroforstwirtschaft, integrierten Pflanzenschutz oder Bodenschutz. Bis Anfang 2010 profitierten 10,39 Millionen Bauern, auf 12,75 Millionen Hektar wurden Verbesserungen erzielt. Innerhalb von 3-10 Jahren verdoppelten sich die Erträge im Schnitt dank der agrarökologischen Praktiken. Sustainable intensification in African agriculture. Pretty et al., 2011.
8, stellten Forscher der Universität Oxford fest. Die Metaanalyse wertete Ergebnisse von 94 Studien aus, die 184 Farmen umfassten und bis 1989 zurückgehen. Land-use intensity and the effects of organic farming on biodiversity. Journal of Applied Ecology, Juni 2014. Oft verfügen Männer und Frauen über unterschiedliches traditionelles Wissen zu Nahrung und Landwirtschaft. Dieses Wissen zusammen zu führen unterstützt die Nahrungssicherheit, die Agrobiodiversität und die ländliche Entwicklung. FAO and traditional Knowledge: The Linkages with Sustainability, Food Security and Climate Change Impacts. FAO, 2009, S. 3.
Alle Aktivitäten, die die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel unterstützen, fördern auch die zukünftige Ernährungssicherheit. Climate Change, Impact on Agriculture and Costs of Adaptation. IFPRI, 2009. Von den 10.000-15.000 als essbar bekannten Pflanzen sind in der Landwirtschaft der gesamten Menschheitsgeschichte etwa 7.000 Sorten verwendet worden. Heute gelten weniger als 2% von ihnen als wirtschaftlich bedeutend. Derzeit bilden 20 kultivierte Pflanzen 90% der pflanzlichen Ernährung der Menschen. 12 Pflanzen- und fünf Tierarten stellen 70% der menschlichen Nahrung.
Bei anhaltendem Bevölkerungswachstum von derzeit 6 auf 9 Milliarden Menschen wird sich im Zeitraum 2025-2050 die Nachfrage nach Nahrungsmitteln verdoppeln.