Harte Kost

Schirnhofer gegen Rewe

Verena Kainrath, Der Standard, 28.01.2022  S.32

Preisverhandlungen im Handel sind nichts für schwache Nerven. Für viele Konsumenten zählt bei Lebensmitteln jeder Euro. Lockartikel wie Fleisch sind Schmieröl für die Umsätze der Supermärkte. Der Markt ist in Österreich hoch konzentriert – um neue Anteile zu gewinnen, wird an der Kostenschraube gedreht. Produzenten, denen dabei die Luft ausgeht, verlassen das Spielfeld. Vielfalt geht verloren. Mit Liebe zur Regionalität, die sich Handelskonzerne auf die Fahnen heften, hat der Tunnelblick auf den Wettbewerb wenig zu tun.

Das Duell des Fleischverarbeiters Karl Schirnhofer mit Rewe ist harte Kost. Mit feiner Klinge arbeitet keiner der ungleichen Gegner, die Wortwahl ist Schirnhofer in der Hitze des Gefechts entglitten. Doch der Konflikt legt Marktmechanismen offen, die Schwächen der österreichischen Lebensmittelbranche aufzeigen und der Politik über den Kopf wachsen. Da mag sich Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) noch so oft über den „Handel als Totengräber der Bauern“ empören.

Schirnhofer fühlt sich erpresst. Für den Steirer geht es um seine Existenz. Er kämpft darum, seinen Fleischbetrieb auszulasten, und fürchtet, sein gesamtes Geschäft zu verlieren, sollte er sich weigern, die Verarbeitung der Ochsen für die Marke Almo, die er gemeinsam mit Bauern aufbaute, an Rewe abzutreten. Das wäre, wie er in der Korrespondenz mit dem Konzern unmissverständlich betont, das Ende seines Familienbetriebs. Rewe kämpft um ihre Reputation und droht damit, gegen den Vorwurf der Erpressung gerichtlich vorzugehen.

Rewe macht nach, was ihr Rivale Spar seit Jahren vorlebt. Sie produziert Fleisch im großen Stil selbst, verzichtet auf regionale Verarbeiter und verhandelt mit den Landwirten direkt. Das mag für diese finanziell kurzfristig verlockend sein, kann sich auf lange Sicht aber rächen. Dann, wenn Handelskonzerne den Spieß umdrehen und kleinen Partnern, die sich ihnen zur Gänze verschrieben haben, die Konditionen diktieren.

Die Verantwortung dafür tragen viele: Bauern und Verarbeiter, die im Sog der Supermärkte groß wurden und es verschliefen, eigene Marken und Vertriebswege zu entwickeln. Die Regierung, die der zunehmenden Marktmacht weniger Händler tatenlos zusah. Und eine Politik des Überschusses von Rohstoffen wie Fleisch oder Milch ohne Mehrwert, die es Händlern leichtmacht, Lieferanten gegeneinander auszuspielen. Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung, die österreichischen Landwirten den Rücken stärken würde, gibt es bis heute nicht.

Anmerkung Legner:

Es ist sehr verwunderlich, die Herkunftskennzeichnung wurde bisher immer von Frau Köstinger und dem Wirtschaftsbund abgelehnt.

Grund dafür wird sein, dass die Tourismusindustrie die Lebensmittel lieber möglichst billig im anonymen Großhandel einkauft, obwohl der Tourismus von der gepflegten Kulturlandschaft profitiert.

Eine wertvolle Aufgabe könnten hier Genossenschaften (wie zB Raiffeisen) erfüllen, wenn sie Gruppen von Bauern Vereinen und diese mit einer Stimme vertreten. Als sehr gelungenes Beispiel sei die Genossenschaft Bioalpin in Tirol erwähnt, die erfolgreich in mehreren Bundesländern im Westen Österreichs  “Bio vom Berg”-Produkte vertreibt. Sh. https//biovomberg.at

Dazu passend SN vom 31.01.2022 S.13:

Frankreich kennzeichnet Fleisch in Restaurants

Paris. Gäste in französischen Restaurants oder Kantinen haben künftig das Recht zu erfahren, woher das Fleisch auf ihren Tellern kommt. Ab 1. März müssen bei auswärts servierten Hühner- Schweine- und Lammfleischgerichten nachvollziehbar sein, wo die jeweiligen Tiere aufgezogen und geschlachtet wurden, so das Landwirtschaftsministerium in Paris. In Österreich wehrt sich die Gastronomie gegen verpflichtende Herkunftsnachweise.          SN, APA

Anmerkung Legner: Gewinne der Gastronomie wichtiger als das Wohl der Bauern und Konsumenten!?

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Direkt vom Bauernhof

Punkt eins im  ORF Ö1 am 8.02.2012  13:00 Uhr

Über die Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Direktvermarktung von landwirtschaftlichen Produkten.
Gäste: Michael Kerschbaumer, Käser und Initiator einer regionalen Genossenschaft, Direktvermarktungsinitiative Kaslab’n Nockberge in Kärnten & Katharina Heinzle, Gemüsebäuerin von „Garten Ponten 42“, einem Market-Gardening Betrieb in Vorarlberg.
Moderation: Alois Schörghuber.
https://oe1.orf.at/player/20210208/627606

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Hexenküche Lebensmittelindustrie

Immer mehr Menschen sterben an den Folgen von Krankheiten, die durch Ernährung ausgelöst oder verstärkt werden: Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Die Lebensmittelindustrie agiert intransparent und hält sich bedeckt.
ARTE hat in Deutschland und Frankreich, aber auch in Irland und der Schweiz recherchiert und hinter die Kulissen der Fertiggerichtproduktion geblickt.

Video nicht mehr verfügbar.

https://www.youtube.com/watch?v=5vtVJNoT1lU

Der Ernährungsjournalist Hans Ulrich Grimm bringt es auf den Punkt:
“Kein Arzt wird auf die Todesurkunde schreiben: Tod durch Ernährung.”

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8 000 kg Milchleistung ohne Zukauf von Kraftfutter

Intensive Standweide – Erfahrungen aus der Schweiz

Worauf Milchvieherzeuger in Deutschland abzielen, das wird in der Schweiz erreicht – 6 000 kg Grobfutterleistung ohne Kraftfuttergabe beziehungsweise 8 000 kg nur aus betriebseigenen Gras- und Maisprodukten zu erzeugen. Tierproduktionsberaterin Angela Mögel, LLH Griesheim, hat mehrere Betriebe besucht.

https://www.lw-heute.de/8-000-kg-milchleistung-zukauf-kraftfutter

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Schnee und Reifengummi gefährden Fische

ORF.at Online am 27.01.2021

Der Fischereiverband warnt vor dem Abladen von Schnee in Bächen und Flüssen. Da zusätzlich große Mengen an Straßenabwasser vermischt mit Reifenabrieb in die Gewässer gelangen, werde dadurch der Fischbestand stark gefährdet.
… Wie Forscher herausfanden, ist eine dieser Substanzen – 6PPD-Chinon – mitverantwortlich für ein regelmäßiges Lachssterben an der Pazifikküste im Nordwesten der USA. …

In Wien gibt es eine Schneeableerstation am Knoten Auhof. Das Schmelzwasser wird über die Kanalisation und die Hauptkläranlage entsorgt.
In Deutschland gilt ein generelles Verbot, Schnee in oberirdische Gewässer einzubringen.
In der Schweiz darf der Schnee höchstens einen Tag alt sein, bei wenig befahrenen Straßen höchstens drei Tage.
https://tirol.orf.at/stories/3086877/

Anmerkung von Legner:
Auch an Straßen angrenzende landw. Flächen, vor allem das Bodenleben, die erzeugten Lebensmittel sind stark betroffen.

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Lesebrief im Falter 4/21 auf den Artikel “Menschenrecht auf Billigschnitzi?” von G. Pölsler

Irgendwie wird das Rind den Stempel “Klimakiller” nicht mehr los. Auch weil man mit den “Kuhfürzen” ein lustiges, aber inhaltlich falsches Bild verankert hat.

Das hochklimawirksame Gas Methan entsteht nicht im Darm, sondern als “Ausatemprodukt” der Milliarden Bakterien im Vormagensystem der Wiederkäuer. Die Gase werden ausgerülpst. Diese in mehreren zehntausend Jahren evolutionär perfektionierte Wiederkäuerverdauung von Gras gibt uns die fantastische Möglichkeit, jene weltweit 3,4 Milliarden Hektar Gras-und Grünland, also Flächen, auf denen kein Ackerbau möglich ist, für die Proteinversorgung der Menschheit zu nutzen. Aktuelle Studien belegen, dass sich, unter der Bedingung der reinen Fütterung auf Grasland, alle Umweltindikatoren sogar verbessern würden. Auch der Ausstoß von Klimagasen würde sich um 18 Prozent verringern.
Konkret werden wir also nicht nur weniger Fleisch essen müssen, sondern, wenn schon, dann von Rindern, die ohne Getreide gehalten wurden. Das erzeugt allerdings höhere Kosten.

Die bisherigen Rahmenbedingungen und die Mindeststandards erlauben es bzw. zwingen fast schon dazu, Fleisch als Massenprodukt so billig herzustellen. Nur die Biolandwirtschaft geht konzeptionell einen anderen Weg und fokussiert auf Qualitätsproduktion. Die gesetzlichen Biovorgaben samt strengen Kontrollen stellen Tierwohl sicher. Das tut allen gut und gefällt fast allen. Gar nicht gefällt offenbar, dass umfassende Qualität auch ihren Preis hat. Biofleisch ist rund dreimal so teuer -man könnte auch wertvoll sagen -wie “die Aktion”, und die Kaufbereitschaft sackt auf einen Marktanteil von unter fünf Prozent ab. Ein Menschenrecht auf Billigschnitzel gibt es nicht, sondern es gibt die Pflicht, in Obhut genommene Tiere gut zu halten.
DI  REINHARD GESSL Wien 1

Anmerkung von DI Legner:
In diesem Zusammenhang sind Antworten auf folgende 10  Fragen zu finden:
1. Warum wird das Rind als genialer Wiederkäuerr nicht artgerecht  intensiv mit Kraftfutter gefüttert?  Prof.Dr. Alfred Haiger.”Wer hat die Kuh zur Sau gemacht?”
2. Warum werden in den 2 ackerstärksten Bundesländer OÖ und NÖ über 51 % der Rinder gehalten, großteils in Ställen auf Ackerfutterbasis samt Sojaeiweiß?
3. Warum wird auf Milchkuhalmen soviel Kraftfutter eingesetzt?
4. Warum gibt es so wenig Mastochsenhaltung, Vorbild Steiermark?
5. Warum nimmt das neue ÖPUL-Programm sowenig Rücksicht auf die drohende Klimakatastrophe?
6. Warum wird die kleinstrukturierte Landwirtschaft nur für die Werbung missbraucht?
7. Warum wird der Name “Regionalität”  und das AMA-Gütesiegel so gepuscht, obwohl sie wenig über Qualität aussagen?
8. Warum arbeitet  die “heilige Dreieinigkeit” nicht stärker mit konstruktiven NGO`s oder der Opposition zusammen?
9. Warum wird in der aktuellen Wintertagung so wenig auf Innovation gesetzt?
10. Warum wird nicht erkannt, dass die Landwirtschaft ein Schlüsselressort darstellt, global mit allen vier Lebenselementen zusammenarbeitet, sich langfristig nicht industrialisieren lässt?

Diese Fragen versucht der Blogbetreiber mit vielen Beiträgen zu beantworten. Auch in der Vorlesungsunterlage Alpwirtschaft 2016 sind grundlegende Infos enthalten.

Siehe auch:
https://alpwirtschaft.com/2020/12/20/gesundheitlicher-mehrwert-und-die-sonderwirkung-von-almmilch-und-almfleisch-am-beispiel-ungesaettigter-fettsaeuren/

https://alpwirtschaft.com/2020/12/15/die-kuh-ist-richtig-gefuettert-kein-klimakiller/

Folgend der Artikel von Frau Gerlinde Pölser im Falter 3/21 :

„Lesebrief im Falter 4/21 auf den Artikel “Menschenrecht auf Billigschnitzi?” von G. Pölsler“ weiterlesen

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Das geheimnisvolle Leben der Pilze

Buchautor Josef Hochrichter

War “Ötzi” Schwammerlsucher? Oder wie viele Tonnen wiegt der schwerste Pilz der Welt? Ein neues wissenschaftliches Pilzbuch gibt Antworten.

WIEN. Wer dieses Buch gelesen hat, wird seine Eierschwammerl in Zukunft mit größerer Ehrfurcht pflücken und essen. Denn Pilze, so das Fazit des Salzburger Biologen Robert Hofrichter, sind ein Wunder. Sie wachsen in den heißesten Wüsten Asiens und in den kältesten Gebieten der Arktis. Sie können groß sein wie Wale und klein wie Mikroben. Sie können uns heilen und sie können uns vergiften. Sie können tote Böden in lebende verwandeln und sie können Fleisch fressen. Man kann mit ihnen Feuer schlagen und den Hunger stillen. Sie können mit Lassos Nahrung fangen und sie können in der Nacht leuchten. Pilze sind einfach ein Wunder.

Man weiß nicht genau, was sie sind. Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere, sondern eine eigene, dritte Lebensform. Dabei stehen die Pilze den Tieren sogar näher als den Pflanzen, denn sie betreiben keine Photosynthese, sondern müssen “fressen”. Pilze leben aber in Symbiose mit Pflanzen. Sie liefern ihnen Mineralien und Nährstoffe, dafür bekommen sie von den Pflanzen Vitamine und Zucker aus der Photosynthese zurück.

Dieser Austausch erfolgt unterirdisch, also dort, wo sich der eigentliche Pilz befindet. Denn der Pilz besteht aus drei Komponenten: Das Schwammerl, das wir kennen, ist nur der Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz sind die Pilzfäden in der Erde. Und die dritte Komponente sind die Pilzsporen, die der Fortpflanzung dienen.

 

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Susanne Schwärzler, “Die Milch, die Kuh und ihre Hörner”

Die Kuh braucht ihre Hörner! Welchen Unterschied die Hörner bei Kühen und ihrer Milch machen, machte die Demeter-Bäuerin Susanne Schwärzler bei ihrem Vortrag am 20. September 2018 bei Rapunzel Naturkost in Legau im Allgäu deutlich.

Ob Änderungen im Sozialverhalten, Einschränkungen in der Regulierung des tierischen Wärmehaushaltes, mögliche Auswirkungen auf die Verdauung und nicht zuletzt die Verträglichkeit der Milch – viele Gründe sprechen dafür, in einer bewussten Tierhaltung den Kühen ihre Hörner zu belassen. „So lange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken“, fasste Susanne Schwärzler pointiert zusammen.

https://www.youtube.com/watch?fbclid=IwAR1K2dA05_svdopNdVTBE6ZY4FKLoO1PjT7n5JJ5TF7pzK4iL-3zmDND1qg&v=3nANXnKjRwc&feature=youtu.be

 

Siehe auch die Facebookgruppe:

https://www.facebook.com/groups/346203180946

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Andeer ist anders – Biokäse in Graubünden

einer der besten Filme über Almwirtschaft, Milchverarbeitung, Thema Boden-Planze-Tier.
Bertram Verhaag: “„Zur Alp gehen“ war für Martin immer mehr als nur ein Ferienjob. Es war Kultur, Nähe zum Leben und zur Natur. Der diplomierte Agrar-Ingenieur, Journalist und Fotograf hat seit seinem 20. Lebensjahr jeden Sommer als Senner in den Schweizer Alpen verbracht.
Dann hat er seine Vision von wirklich gutem Bio-Käse von glücklichen Kühen umgesetzt. Mithilfe der ortsansässigen Bauern betreibt er in Andeer, hoch oben in den Graubündener Bergen, zusammen mit seiner Frau Maria eine Sennerei. Sie schaffen so ein Bewusstsein für die Qualität von ursprünglichen Lebensmitteln und versuchen, den schnellen Takt des „Fortschritts“ aufzuhalten und die Region wiederzubeleben.
Seine Philosophie, dass Kühe mit Hörnern nicht nur glücklicher sind, sondern auch bessere Milch geben, zeigt sich in den zahlreichen Auszeichnungen für seinen Käse.”

Trailer:

 https://vimeo.com/ondemand/andeeristanders

https://www.facebook.com/groups/346203180946

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