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Ukraine und Erntehelfer
Anmerkung Legner:
Bei den bescheidenen Stundenlöhnen für die Erntearbeiter im Zusammenhang mit teuren Quartierkosten und teilweise Kosten für Arbeitsmaterial kann man schon von modernem Sklaventum sprechen. Es ist kein Wunder wenn die osteuropäischen Saisonarbeiter besser zahlende Länder wie Deutschland aufsuchen oder überhaupt schon Arbeiten zu Hause verrichten, wie es die Polen aufzeigen.
Untenstehend wird ein sehr treffendes Email von Frau Sònia Melo übermittelt.
Sie ist seit mindestens einem Jahrzehnt Aktivistin bei der Unterstützung von Erntehelfern.
Sónia Melo sonia2006melo@gmail.com
Liebe sezonieri-Interessierte,
pünktlich zu Saisonbeginn, beginnt auch das alljährliche Gejammer vieler Großbäuerinnen und -bauern und ihrer Interessenvertretungen: „Es fehlen Erntearbeiter_innen“. Nichts Neues, eher was Altes. In den letzten zwei Jahren sei die Pandemie daran schuld, heuer wird der Ukraine-Krieg vorgeschoben.
Vergangene Woche machte die LandARBEITERkammer den empörenden Vorschlag, es sollen Arbeitslose für die Ernte eingesetzt werden und als Kompensation einen Teil ihres Arbeitslosengeldes behalten. Mensch fragt sich, wen die LAK eigentlich vertritt, ob die Arbeitnehmer_innen oder ob die Arbeitgeber_innen. Für uns ist klar: Schluss mit der Scheindebatte Arbeitskräftemangel, her mit guten Arbeitsbedingungen und gute Löhne, zumindest mit der Einhaltung bestehender Rechte!
Ein Statement dagegen gaben wir beim Morgenjournal auf Ö1 am 30.3. ab, weitere Pressemeldungen findet ihr auf unserem laufend aktualisierten Pressespiegel.
Wir gehen davon aus, dass heuer hauptsächlich Frauen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, in der Ernte arbeiten werden. Wir werden uns das ansehen. Bald sind Folder und Arbeitszeitkalender für heuer druckbereit und damit sind wir es auch, um auf die Felder zu gehen. Wir hoffen auf rege Beteiligung – von Aktivist_innen, NGO´s und Gewerkschafter_innen, in allen Bundesländern.
Die sezonieri-Kampagne wird heuer wieder von Cordula und Elisa koordiniert – danke dafür!
Liebe & solidarische Grüße,
Sónia
für die sezonieris
—
Journal(aktiv)istin
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Fehlende Erntehelfer aus der Ukraine – Spargelbauern in heller Aufregung
Der Standard 11.03.2022 S. 18
https://epaper.derstandard.at/titles/derstandard/11600/publications/1477/articles/1549952/18/1
Anmerkung Legner:
Kombilohn- oder Leiharbeitermodell (auf Kosten der österreichischen Steuerzaler) hin oder her, die österreichischen Bauern zahlen den Erntearbeitern einen viel zu niedrigen, von der Landarbeiterkammer ausverhandelten Kollektivvertragslohn. Auch Unterbezahlung, Scheinverträge, Nichteinhaltung der Nachtarbeits- und Überstundenzuschläge wurden in Tirol und NÖ gerichtlich geahndet.
Aufgrund dieser Missstände bleiben Erntearbeiter zunehmend zu Hause oder lassen sich in Deutschland bei höheren Kollektivvertragslöhnen anstellen.
Doro Blancke auf Twitter 13.03.2022:
Wird auch der Lohn für Billigarbeitskräfte endlich angehoben? Erntehelferinnen Arbeiterinnen im Tourismus, usw.
Denn wir kennen das auch von Griechenland, in ihrer Not werden die Menschen schamlos ausgebeutet
ModerneSklaverei
Flüchtlinge #Schutzsuchende https://t.co/rAUG4wKP7T
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Agrarministerium zu Arbeitsbedingungen: Gegen Sozialdumping bei der Ernte – taz.de
https://taz.de/Agrarministerium-zu-Arbeitsbedingungen/!5836207/
12.03.2022
Der Bauernverband will, dass der Mindestlohn später steigt und Erntehelfer länger ohne Sozialversicherung arbeiten. Das Agrarministerium ist dagegen.
Viele Erntehelfer haben keine gesetzliche Krankenversicherung – ganz legal (Symbolbild) Foto: Jens Büttner/picture alliance
BERLIN taz | Das Bundesagrarministerium lehnt vom Bauernverband verlangte Ausnahmen von der geplanten Erhöhung des Mindestlohns und von der Sozialversicherungspflicht für ErntehelferInnen ab. „Wir wollen keine Sonderregelungen beim Mindestlohn für die Landwirtschaft und halten eine nochmalige Verlängerung der 70-Tage-Regelung für kurzfristige Beschäftigung ohne Sozialversicherung nicht für notwendig“, sagte Staatssekretärin Silvia Bender (Grüne) der taz. „Das Problem von zu niedrigen Erzeugerpreisen für Agrarprodukte darf nicht gelöst werden, indem man Sozialstandards in der Landwirtschaft senkt.“ Die Branche tue sich keinen Gefallen, wenn sie sich im Wettbewerb um gute Arbeitskräfte durch schlechte Löhne schwäche.
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will, dass so gut wie alle Beschäftigten ab Oktober mindestens 12 Euro pro Stunde erhalten. Derzeit liegt die gesetzliche Lohnuntergrenze bei 9,82 Euro, ab Juli bei 10,45 Euro. Der Bauernverband fordert für den landwirtschaftlichen Bereich eine Verschiebung der vom Bundeskabinett beschlossenen Erhöhung auf 12 Euro. Sonst würden vor allem der Obst- und Gemüseanbau in europäische Regionen mit niedrigeren Löhnen und Sozialstandards verdrängt, so die Organisation. Wegen der Coronapandemie will sie zudem, dass die „kurzfristige Beschäftigung“ ohne Beiträge etwa für die Krankenkasse wie in den beiden vergangenen Jahren länger als die derzeit möglichen 70 Tage dauern darf. Das soll dazu beitragen, dass die meist aus Osteuropa stammenden Saisonkräfte etwa in der Spargel- oder Erdbeerenernte länger bleiben und weniger Personen reisen müssen. Außerdem sparen sich die Betriebe Sozialversicherungsbeiträge.
Doch das hätte zur Folge, „dass sowohl heimische als auch ausländische Arbeitskräfte bei einer Beschäftigung für vier oder fünf Monate bei nicht berufsmäßiger Beschäftigung keinen Sozialversicherungsschutz genießen würden“, teilte das Agrarministerium mit. „Kurzfristig“ Beschäftigte müssen laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) beispielsweise im Fall einer Covid-19-Erkrankung die Behandlungskosten mitunter selbst zahlen. Zudem würden den Sozialversicherungskassen durch die Ausweitung der kurzfristigen Arbeitsverhältnisse weitere Beiträge verloren gehen.
„Eine nochmalige Ausweitung der kurzfristigen Beschäftigung in 2022 ließe sich aktuell nicht begründen“, so das Ministerium. Inzwischen gebe es mehr Möglichkeiten zum Schutz vor Corona. „Es stehen ausreichend medizinische Schutzmasken und Impfstoff zur Verfügung. Alle, die dies wünschen, konnten und können sich impfen lassen.“
Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten
Die für Oktober geplante Erhöhung des Mindestlohns werde in der diesjährigen Erntesaison für die meisten Betriebe, insbesondere bei Obst und Gemüse, keine größere Rolle mehr spielen, erklärte das Ministerium. Diese Unternehmen hätten „bis zur nächsten Saison eine gewisse Vorlaufzeit, um sich auf die geänderten Rahmenbedingungen einzustellen“.
Bender ging auch auf die Befürchtungvon Landwirten ein, dass sie auf den höheren Lohnkosten sitzen bleiben könnten. „Wir prüfen aktuell, wie die Stellung der Landwirtschaft in der Lebensmittelkette weiter gestärkt und der Einkauf unter Produktionskosten unterbunden werden kann“, so die Grüne. „Zudem wollen wir regionale Wertschöpfungsketten ausbauen und dazu gehört, dass wir erklären, warum möglicherweise Preise höher sind als für Produkte aus dem Ausland – und warum das richtig ist.“
Die IG BAU begrüßte Benders Äußerungen. „Das ist eine Ankündigung, die umgesetzt werden muss“, sagte Harald Schaum, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft, der taz.
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