Laut Artikel in der SN vom 4.02.2022 S.15 von Gertraud Leimüller mit dem Titel „Von der Vergangenheit nicht pflanzen lassen“ ist „die Abkehr vom Fleisch ein breiter Trend, der diej Lebensmittelbranche auf Trab hält.
Leberkäse aus Insekteneiweiß, Fischstäbchen aus Weizen, Ei-Ersatz aus Süßlupinen. Hätte man vor fünf Jahren über die Lebensmittel gehört, die im Wochentakt auf den Markt kommen und sich in vielen Fällen tatsächlich gut verkaufen, hätte man sich auf den Kopf gegriffen. „Das ist Franken-Food!“ „Das kommt mir niemals auf den Tisch!“ Bestimmt wären Sätze wie diese gefallen.
Innerhalb von 20 Jahren ist der Verzehr von Fleisch in Österreich um ein Zehntel zurückgegangen und damit ist der Trend noch lange nicht gestoppt. Vor allem von der Klimaseite ist der Druck enorm. Weltweit wird mehr als ein Drittel aller Treibhausgase durch Essen und ganze Wertschöpfungskette dahinter verursacht. Lokale Produktion, weniger Transporte und ein stärkerer Fokus auf Pflanzenkost sind angesagt.
Umso mehr erstaunt, dass das regionale Angebot mit diesem Bedarf bei weitem nicht mithält. Laut „Grünem Bericht 2021“ ist der Verzehr von Gemüse seit 2000 zwar durchschnittlich von 100 auf 118 kg pro Kopf gestiegen. Der Selbstversorgungsgrad bei Gemüse und Obst, also jener Anteil, der rein rechnerisch in Österreich produziert wird, geht zurück (Gemüse 55 %, Obst 45 %).
Besonders groß ist die Kluft bei Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Erbsen, die als Eiweißquelle in der vegetarischen Lebensweise gefragt sind. Hier war Österreich noch vor 10 Jahren Selbstversorger. Mittlerweile werden nur noch 72 % im eigenen Land erzeugt. Ganz ähnlich das Missverhältnis bei pflanzlichen Ölen. Sie sind stark nachgefragt, doch der Selbstversorgungsgrad Tümpel bei 51 % dahin.
Ist da nicht mehr drinnen. Allein die großen Zahlen zeigen, dass es im Pflanzenbau große, ungenutzte Chancen direkt vor der Haustür gibt.
Spezialgetreide, Kräuter, Gewürze , die Liste der Möglichkeiten ist lang, die Preise, die den Produzenten bezahlt werden, sind häufig attraktiv.Nun ist es schon klar, dass Tierhaltung vor allem in der Grünregion zu Landwirtschaft gehört und auch ihre Vorteile hat. Niemand verlangt eine radikale Abkehr aus Klimagründen. Aber die, die auf der Suche nach Alternativen sind, sSollten-uns-nicht ich die neuen Bewegungen anschauen. Salopp formuliert: Man sollte sich von der Vergangenhei – in der so manches anders gemacht wurde – nicht pflanzen lassen. Oder wollen wir all den alternativen Food-Start-Ups, Mittelständler und Händlern, die auf den vegetarischen und veganen Zug aufspringen, allen Ernstes sagen, dass sie ihre Zutaten aus dem Ausland importieren sollen?“
Gertrud Leidmüller leitet ein Unternehmen für Innovationsberatung in Wien und ist stv. Vorsitzende der Kreativwirtschaft Austria. sn.at/gewagt/gewonnen
Dieser ausgezeichnete Artikel wird von Franz Legner folgend ergänzt:
Österreich ist bei Rind- und Schweinefleisch überversorgt
Im Kalenderjahr 2020 wurden von der heimischen Landwirtschaft an tierischen Produkten 910.000 t Fleisch, 3,85 Mio. t Milch, 2,17 Mrd. Stück Eier und 4.700 t Fisch produziert. Der Inlandsverbrauch betrug 808.900 t Fleisch (90,8 kg pro Kopf), 740.100 t Trinkmilch (83,1 kg pro Kopf), 2,1 Mrd. Stück Eier (236 Stück pro Kopf) und 65.100 t Fisch (7,3 kg pro Kopf). Der Grad der Selbstversorgung erreichte bei Fleisch 112%, bei Käse (inkl. Schmelzkäse) 111%, bei Eiern 90% und bei Butter 73%.
https://documentcloud.adobe.com/link/review?uri=urn:aaid:scds:US:e5506112-ff04-37fb-aa85-5baec41f875d1
Versorgungsbilanzen für den pflanzlichen Sektor
Die österreichische Landwirtschaft produzierte im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2019/20 rund 5,4 Mio. t Getreide, 1,97 Mio. t Zuckerrüben, 751.000 t Kartoffeln, 690.000 t Gemüse, 410.000 t Ölsaaten, 399.000 t Obst und 2,32 Mio. hl Wein. Der Grad der Eigenversorgung erreichte bei Wein 95%, bei Getreide 88%, bei Kartoffeln 85%, bei Gemüse 55%, bei Ölsaaten 51% %, bei Obst 45% und bei pflanzlichen Ölen 30%.
https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/land_und_forstwirtschaft/preise_bilanzen/versorgungsbilanzen/index.html
Österreich ist also bei Rind- und Schweinefleisch überversorgt.
Interessant ist, dass 51 % der Rinderhaltung allein in den Bundesländern mit großteils Ackerbau in Nieder- und Oberösterreich geschieht. Dabei erfolgt die Rindermast hauptsächlich in Stallhaltung auf Basis von Maissilage mit Eiweißergänzung, auch von Soja aus Südamerika.
Dabei ist das Rind als Wiederkehr mit Hilfe von drei Vormögen ein exzellenter Raufutterverwerter von Gras. Eine tierfreundlicher Weide- und Almhaltung sollte angestrebt werden.
Rinder gehören wieder im Grünladgebiete und machen dadurch Ackerflächen frei für die direkte Lebensmittelversorgung der Bevölkerung!
In Ober- und Niederösterreich sind teilweise Almen unterbestoßen, die klimatisch günstig gelegenen Ackerflächen könnten für den innovative Anbau der oben genannten Hülsenfrüchte und zahlreicher weiterer innovativer Pflanzen verwendet werden. Eine verbesserte Fruchtfolge fördert eine stabile Bodenstruktur zur Vorbeuge gegen Überschwemmungen bei Starkniederschlägen.
Eine Umstellung auf weniger Fleischkonsum nützt dem Klima, dem Boden und vor allem auch dem Tierwohl.
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