ALMENreich

Die Prämierung für nachhaltige Almwirtschaft im Alpenpark Karwendel im Jahr 2010

Ziel der Prämierung

Der Verein Alpenpark Karwendel möchte jene Almen prämieren, die neben einer qualitätsorientierten, tiergerechten Almbewirtschaftung auch andere öffentliche Funktionen der Almwirtschaft berücksichtigen.

Dadurch soll eine Vorbildfunktion für die Almen im Karwendel und anderer Tiroler Schutzgebiete bzw. der allgemeinen Almbewirtschaftung entstehen.

Wie werden die Alpenpark-Almen bewertet?
Anhand eines fachlich erarbeiteten Kriterienkatalogs werden die Almen von einer Expertenjury bewertet. Alle Almen, die eine gewisse Punkteanzahl erreichen, werden prämiert.

Was sind die wichtigsten Aspekte bei der Prämierung?

  • Weidewirtschaft und Almpflege
  • Viehbestand und Tierhaltung
  • Düngung
  • Erschließung/Erreichbarkeit
  • Kulturgüter, wie traditionelle Almgebäude, Schindeldächer, Almmahd
  • Besondere Biotope/Lebensräume, wie Feuchtgebiete, Waldbestände, Almflora
  • Umweltbereiche (Stromversorgung, Abwasser etc.)
  • Erholungswert für Einheimische und Gäste
  • Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale

Wer entscheidet? Die Jury

Um die verschiedenen Aspekte der Almwirtschaft abzudecken, wurden bereits bei der Erstellung der Kriterien unterschiedliche Vertreter der Landwirtschaft, der Landesverwaltung und des Naturschutzes eingebunden.

Nachdem gemeinsam mit dem Almbewirtschafter die Informationen gesammelt wurden, werden diese innerhalb der Jury bewertet und schlussendlich jene Almen ausgewählt, die die Kriterien für das Alpenpark-Prädikat erfüllen.

In der Jury sitzen:

  • Egon Fritz, Österreichische Bundesforste
  • Simon Hörbiger, Almwirtschaftsverein
  • Franz Legner, Abteilung Agrarwirtschaft, Land Tirol
  • Otto Leiner, Abteilung Umweltschutz, Land Tirol
  • Michael Reischer, Tiroler Umweltanwaltschaft
  • Hermann Sonntag, Verein Alpenpark Karwendel
  • Dieter Stöhr, Landesforstdienst Tirol
  • Helmuth Traxler, Landeslandwirtschaftskammer Tirol

ALMENreich – Kriterienkatalog

 

Themen

Punkteanzahl

Weidewirtschaft und Almpflege (max. 7 Punkte)

 

 

Standortsgemäße Pflege, Beweidung, Schwendungen

2

 

Angepasste Auf- und Abtriebstriebszeiten

1

 

Freihaltung von Weideflächen (z.B. Elementarschäden, Entsteinen usw.)

1

 

Keine Beweidung von erosionsgefährdeten Flächen

1

 

Koppelung/Behirtung

1

 

Keine Beweidung von Schutzwälder

1

Viehbestand & Tierhaltung (max. 7 Punkte)

 

 

Richtige Bestoßdichte

1

 

Standortgerechte Tierarten und Tieralter (Gewicht)

2

 

Mehrere Tierarten (Milchkuh, Mutterkuh, Ziege, Schafe, Schweine

1

 

Milchviehalm

1

 

Heufütterung

1

 

Tiergerechte Haltung, Möglichkeit des Stalleinstellens, Schattenspender etc., Einstreu

1

Düngung (max. 7 Punkte)

 

 

Keine Düngung von Steilflächen und Grabeneinhängen

1

 

 Abstand zu Gewässern

1

 

Mist/Jauche

2

 

Ordentliche Lagerung des Wirtschaftsdüngers

2

 

Einsatz von natürlichen dungeverbessernde Zusätze (z.B.: Steinmehl, Hyperphosphat, Almalgerol etc.)

1

Erschließung/Erreichbarkeit (max. 5 Punkte)

 

 

Fußweg

5

 

Seilbahn

4

 

Traktorweg

2

 

LKW tauglich

1

Kulturgüter (max. 5 Punkte)

 

 

Asten und Mähflächen

2

 

Alte Zäune und/oder Steinmauern

1

 

traditionell errichtete Almgebäude, Schindeldächer, kl. Kapelle etc.)

3

 

ZP: Gesamtes Areal stimmig

1

Biotope/Lebensräume (max. 5 Punkte)

 

 

Erhalt von …

 

 

Feuchtgebieten

2

 

besonderen Waldbeständen, Baumgruppen

1

 

besonderen Almflora, Trockenrasen

1

 

Teilnahme Vertragsnaturschutz/Naturschutzplan Alm

1

Umweltbereich (max. 5 Punkte)

 

 

externe Stromversorgung

2

 

aus Wasserkraft oder Solar

3

 

aus Dieselaggregat

1

 

Ordentliches Müll- und Wassermanagement

1

 

Sauberkeit – Gesamteindruck

1

Erholungswert (max. 5 Punkte)

 

 

Rast- und Verköstigungsmöglichkeit

1

 

Vermarktung/Verkauf eigener und regionaler Produkte

2

 

Besucherfreundliche Bewirtschaftung (keine Düngung auf Wanderwegen, ..) Freundlichkeit des Personals etc.

1

 

Besondere Angebote für Besucher, kreative Spielmöglichkeit

1

Besonderheiten/Alleinstellungsmerkmale (max. 3 Punkte)

 

Maximale Punkteanzahl

50 Punkte

 

Die Almen weisen neben der Erzeugung höchstwertiger Almprodukte und den zahlreichen Nutzfunktionen für die Landwirtschaft zusätzlich Funktionen auf, die weit über den bäuerlichen Bereich hinausgehen und deren Bedeutung für die Gesamtbevölkerung laufend steigt.

Aus diesem Grund wurde vor allem in dieser zukunftsweisenden Initiative bei der Bewertung der Almen im Alpenpark Karwendel auf die Multifunktionalität Rücksicht genommen. Die neun Themenbereiche können mit insgesamt 50 möglichen Punkten versehen werden.

Es ist zu wünschen, dass sich viele Almbewirtschafter für diese Bewertung freiwillig melden und im eigenen und öffentlichen Interesse ihre Almen nutzen, pflegen und optimieren.

Almenreich-Prämierung 2011:

Artikel im Alm- und Bergbauern von DI Franz Legner

“Im heurigen Jahr wird zum zweiten Mal eine Almprämierung im Alpenpark Karwendel in Tirol, dem größten Naturpark Österreichs, durchgeführt.

Unter der Bezeichnung „Almenreich“ sind auf einer Fläche von 730 km² 101 Almbewirtschafter eingeladen, sich mit ihrer Alm von einer aus allen Fachgebieten zusammengesetzten Jury bewerten zu lassen. Der Kriterienkatalog wurde aus zehn Hauptthemen zusammengestellt und beinhaltet die Erfüllung sämtlicher Funktionen der Almwirtschaft nach einem ausgeklügelten Bewertungssystem. Alle Almen, die eine gewisse Punkteanzahl erreichen, werden prämiert.

Der Verfasser dieser Zeilen kommt immer mehr zur Überzeugung, dass ausgehend von dieser Initiative des Alpenparks Karwendel die Almbewirtschafter in diesem Schutzgebiet und darüber hinaus in anderen Bezirken und Länder angeregt werden, neben der artgerechten Viehhaltung und Erzeugung höchster Lebensmittelqualität vor allem die öffentlichen Funktionen einschließlich der globalen Zusammenhänge zu beachten und bei ihrer Arbeit vermehrt zu berücksichtigen.

Es ist leider zu wenig bekannt, dass Futtermittel aus Ackerbaugebieten des Inlandes und der globalen Südländer Nahrungskonkurrenten der Menschen darstellen, die Grünland- und Almnutzung hochwertige Lebensmittel mit wenig Energieinput und Methanausstoß bereitstellt.

Bei Beachtung der Initiativen Ökosoziale Marktwirtschaft (Riegler), oder Globale Nachhaltigkeit, stellt die Bergland- und Almbewirtschaftung eine zukunftsweisende, ressourcenschonende Bewirtschaftungsform dar.”

Anmerkung des HP-Inhabers:
Diese sehr erfolgreiche Prämierung wurde auf Betreiben der LLwk von Tirol 2012 eingestellt, weil sie mit der gewählten Siegeralm nicht einverstanden war.

siehe Alm(er)leben 2015
https://www.karwendel.org/almtag/

siehe auch Veranstaltung 2020:
https://naturefestival.eu/portfolio/almenreiche-rundwanderung-uber-die-walder-und-hinterhornalm/

 

 

 

 

 

 

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